Montag, 1. August 2016

Zur Verklärung Jesu Markus 9,2ff par - dazu predigen Hans-Joachim Baumann, Bärbel Brückner-Walter und Karl-Heinz Graf

Es zeigt sich in der Schilderung, wie an einem Menschen etwas sichtbar wird, das immer da war. Nur in dem Moment eben ganz klar.
Im Fall von Jesus wird seine Herkunft sichtbar - er ist urverbunden mit seinem Lebensursprung, dieser Kraft, die er ‚Vater‘ nennt. Das wusste auch ahnungsweise, wer ihn heilen und reden sah.
Aber es gibt in diesem Leben wie in dem aller Menschen plötzliche Klarheiten. In Gesprächen: mein Gegenüber dreht sich zur Seite, und ich sehe einen ganz anderen Aspekt - eben noch lammfromm, jetzt frivol. Oder ein Mensch gerät vor Freude außer sich und man sieht ihn – vielleicht das einzige Mal - auf dem Gehweg tanzen.
Diese kurzen Momente sind nicht verlängerbar, man kann auf dem Trottoir keine Ferienwohnung bauen wie Petrus vorschlägt. Aber man kommt dahinter nicht zurück, auch wenn später alles scheint ‚wie immer‘ - man hat etwas anderes gesehen am Anderen.
Das gilt im Negativen, aber wichtiger - analog zu dieser Geschichte von Jesus - im Positiven.
Jeder Mensch ist noch unendlich viel mehr als er aus sich macht. Das macht das Geheimnis aus in jedem Leben - und das kann man manchmal ahnen oder gar sehen.
Jesus und den Jüngern geschieht Koinzidenz aus zwei Offenbarungen. Beide Seiten sehen Neues. Denn Offenbarungen gab‘s genug all die Jahre vorher. Man hätte sehen können und hat auch gesehen. Aber dies ist ein Moment, wo beiden etwas aufgeht: Jesus sieht sich in seiner ganzen Gestalt gesehen. 
So etwas widerfährt einem ja im Leben nicht so oft. Immer sehen Leute etwas Bestimmtes an mir. Jeder Blick sieht nur, was er sehen kann. An mir den Streithammel oder den Tröster. An Jesus den klugen Menschen oder den Verlierer oder den Gottessohn.
Hier sehen sie ihn ganz. Und er sieht, wie sie ihn ganz sehen. Das ist der Moment, der ihm zeigt, dass er gehen kann. Manche Menschen z.B. sind im Tod erst in ihrer eigentlichen Gestalt erkenntlich - ‚verklärt‘ nennt man das oft.
Und die Jünger andrerseits sehen, was sie immer ahnten. Wenn sich diese beiden Momente der Erkenntnis synchronisieren, ist alles klar. Keine Fragen.
Erst als der Moment der Offenbarung vorbei ist, setzt der alte Schleier der Blödigkeit wieder ein: Appartments bauen, Gewinnmaximierung und ‚Augenblick, verweile doch‘.
So wird aus zwei Blickrichtungen eine dritte, die beiden widerfährt. Wie alle großen Momente. Sie kommen über mich. Und nur die taugen auf Sicht dazu in Ruhe zu leben und zu sterben.

Thomas Hirsch-Hüffell

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